Anfang Oktober '24 soll es in drei Tagen von Oldenburg entlang der Ems und des Dortmund - Ems Kanals in das Ruhrgebiet nach Essen gehen.
Ein wenig Komoot gequält, Gedanken hin und her gedreht, da ist die erste Idee ... Hunte,Ems, Dortmund - Ems Kanal... 3 Tage, 3 Flüsse, 300 Kilometer. Das ist die Idee.
Lieber feste Übernachtung, teils haben die Campingplätze schon zu, manchmal ist da gerade nichts wo was sein sollte, irgendwas ist immer.
Immer noch ein toller Gedanke: Jugendherberge. Dadurch wird die erste Etappe nicht wirklich lang, aber Leer ist auch so schön das es sich lohnt mal wieder ein wenig zu bummeln. Dann eine Nacht in Lingen ( nicht ganz...) dann in einem Rutsch ins Ruhrgebiet. Alle drei Tage haben am Ende so ihre ganz eigene Charakteristik und Herausforderung gehabt.
Es soll meine erste längere Versuchsfahrt mit meinem neu zusammengestellten Reise MTB sein.
Die Alltagswege hat es schon eine ganze weile gemeistert, jetzt soll es auf längerer Strecke zeigen ob es so läuft wie gewünscht.
Ein Rose MTB Rahmen der jetzt keine Federgabel mehr hat. Dafür 2x10 Gänge, Dynamo Strom und Licht und Wetterschutz. Das Rad hat Gepäckmöglichkeiten ist aber kein Randoneur. Das geringere Gewicht soll sich noch während der Reise als Vorteil erweisen auf schlechten Wegstrecken. Die ganze Fuhre ist deutlich agiler als die klassische Variante.
Der erste Tag führt mich von Oldenburg nach Leer. Eigentlich keine ernst zu nehmende Distanz. Das Rad ist mit Gepäck noch nicht eingefahren und es wird so noch ein paar Zwischenstopps geben an diesem Tag.
Die Sonne scheint und es ist am Anfang schon fast zu Ende. Der Autoverkehr um die Mittagszeit in Oldenburg ist an diesem Tag recht heftig. Ich habe zu Beginn ein wenig Mühe richtig in den Tritt zu kommen.
Das soll ein neues Wohnquartier in Oldenburg werden. Hurra die Stadtgrenze scheint nah. Leider wird dieses große Zukunftsprojekt auch voll Auto erschlossen.
Auf nach Leer ...
Im Ammerland geht es durch Baumschulen und Wälder da hatten welche richtig Spaß die Wege durch schöne Gegend zu planen.
Willkommen im Ammerland mit seinen Baumschulen.
Es geht los mit dem ersten Kanal. Langsam wird aus dem Ammerland das schöne Friesland.
Der Verkehr hat inzwischen deutlich abgenommen, es läuft.
Kurz vor Leer muss noch einmal eine Sitzbank herhalten. Das neue Lenkertaschen Gepäck Rack hat sich nach den ersten Kilometern unter Belastung ein wenig losgearbeitet und muss nachgestellt werden. Gut, dass heute so viel Zeit ist. Schnell geschraubt und es kann weiter gehen zur ersten Übernachtung nach Leer.
Die Jugendherberge in Leer heißt willkommen. Das letzte mal ich hier mit unserer Tochter als die noch im Fahrradanhänger saß, inzwischen ist sie auf Wohnungssuche .....
Tolle Erinnerungen werden da wach. An der Rezeption ist niemand aber eine nette Gästin hilft mir freundlich weiter und die Dame in der Küche checkt mich ein. Ein tolles Zimmer, `ne prima Dusche und ein insgesamt tolles Haus lädt zum Übernachten ein. Einmal duschen, Klamottenwechsel und ab in die Stadt. Leer ist voller Touristen und obwohl ich ja gar nicht weit weg bin von Zuhause bin ich eigentlich auch einer. Ich finde es erstaunlich das trotz Anfang Oktober die Stadt noch so voll ist mit Leuten aus aller Welt. Das habe ich nicht ganz erwartet.
Leer ist wie Mailand, krass. Ich treffe mich noch mit meiner Frau und meinem Sohn die mit dem Auto ins Ruhrgebiet unterwegs sind und mich am dritten Tag auch in Empfang nehmen werden, wenn alles gut geht. Ein nettes Abendessen, noch ein paar Meter durch die Stadt, dann geht es auch schon zur Jugendherberge und ins Bett. Tag eins, geschafft :-)
Der nächste Morgen. Knapp über null Grad Celsius. Nebel. Zum Glück verhilft mir frühes Aufstehen dazu, dass ich schon vor dem Frühstück eigentlich abfahrbereit bin. Nach einem Müsli und ein paar Tassen Kaffee unter Helikoptermüttern mache ich mich auf den Weg. Heutiges Ziel, Lingen (eigentlich).
Nach anfänglichem kalten Nebel wird es mit jeder Stunde netter und heller. Der Nebel lichtet sich und es wird ein schöner Oktobertag in der Sonne. Aber lange Ärmel sind immer noch eine gute Idee.
Die Jugendherberge Lingen. Als ich ankomme beschleicht mich ein komisches Gefühl. Lingen hatte ich anders in Erinnerung. Da war doch mehr?
Ja, es ist auch nicht wirklich Lingen es ist eher die Frankfurt (Hahn) Ausgabe von Frankfurt. Also es ist Lingen Laxten. Alles easy, denke ich. Erst mal einchecken. Eine nette junge Dame heißt mich herzlichst Willkommen, hat ein Lächeln, ein Zimmer und einen Fahrradschuppen für mich. Perfekt. Also abpacken, duschen, umziehen und auf nach Lingen. Was essen, `ne Runde durch die Stadt...Maps angeschmissen. Nächster Supermarkt 6,2 Kilometer, ach und nicht in Lingen sondern in Laxten. Ich bin im nichts, die Frittenbude ist neben dem Supermarkt und Lingen quasi zu Fuß unerreichbar. Jetzt macht auch der große Parkplatz vor der Jugendherberge irgendwie Sinn. Also nichts wie los Supermarkt Wandertag. Ich habe schon das Gefühl, dass mich die vorbeifahrenden Autofahrer "so" anschauen, wie man so Leute anschaut die da laufen, wo sonst alle fahren. Am Ende wird der Wandertag mit einem reichhaltigen Supermarkt belohnt und ich bekomme noch eine gute kalte Platte zusammen um den heutige Tag satt zu beenden. Lingen es hätte so nett werden können, wenn ich dich denn jemals zu Gesicht bekommen hätte.
Und die vorbeifahrenden Autofahrer haben bestimmt auch nicht bemerkt das es da ne Milchtankstelle am Wegesrand gibt mit einer Softeis Maschine. Als Siegprämie für den bestandenen Wandertag ziehe ich mir meinen Hauptgewinn in Vanille.
Der Ausblick von meinem Picknick Platz nach der Supermarkt Wanderung. Das entschädigt doch schon ein wenig.
Bevor jetzt niemand nach Lingen fährt. Die Nacht war super, das Frühstück unter den Teilnehmern eines Schachclubs war super und der Tag beginnt mit mehr Sonne als zuvor in Leer. Die Herbergsmutter mit der ich morgens den Checkout mache überschlägt sich förmlich an Freundlichkeit und guter Laune und am Ende fahre ich mit einem neuen Herbergsbuch mit einem schönen Stempel aus Lingen ab. Gute Wünsche gibt auch noch dazu. Das war wirklich nett !
In Gedanken war es mir schon klar. Das wird ein spannendes Ende. Die Temperaturen ziehen schon ein wenig mehr am Akku. Und ab 100 Kilometern aufwärts wird es mit jedem Kilometer spannender. Das Ruhrgebiet ist da schon ein wenig speziell. Mit die best bestausgebauten Radwege in Deutschland enden auf ner Kreisstraße wo 100 gefahren wird ohne das es einen Seitenstreifen gibt, dafür aber Leitplanken und ein paar Meter weiter geht es mit Fahrradstraßen und super Radwegen weiter oder es geht gar nicht weiter.
Je nach dem. You'll never know. Man wird teilweise über eine Kreuzung mit 3 Teilampeln geführt die man alle einzeln anfordern muss. Da benötigt man schon schnell mal rund 5 Minuten für eine Kreuzung. Die Konzentration geht also abwärts, die Anforderung rauf. Im Ruhrgebiet bin ich zwar schon oft gewesen aber wo gerade was los ist weiß ich auch nicht immer und das macht es nicht gerade einfacher. Es ist immer wieder eine tolle Erfahrung im Ruhrgebiet zu radeln und man erkennt auch wirklich die Bemühungen aber es bleibt teilweise wirklich gefährlich und es ist streckenweise auch wirklich ernüchternd und ärgerlich was man so erleben kann.
Es überwiegt am Ende die Freude über drei tolle Tage. Das Rad hat mitgemacht, ich auch und es hat sich wirklich gelohnt. So viel schöne Landschaft und wirklich viele Radwege die wenig frequentiert waren im Oktober.
Es kommt noch ein wenig Industriekultur mit der Familie und nach ein paar Tagen im Ruhrgebiet geht es mit der Familie zurück nach Oldenburg im Auto.
Kennt ihr das? Man fährt mit dem Auto eine Strecke die man zuvor schon mit dem Fahrrad gefahren ist.
Mir schwillt da schon die Brust wenn ich merke das es selbst mit einem Auto eine ganze Weile dauert bis man die Strecke zurück gelegt hat weil es halt doch einiges an Strecke ist die man auch ganz aus eigener Kraft zurück legen kann.
Ein paar tolle Tage und die Bilder bleiben :-)