Mein D.I.Y. Lastenrad


Es ist Anfang 2021 und ich hatte nach etwas mehr wie einem Jahr Gegenwart unseres neuen Virus Problem Freundes so ein wenig die Faxen dicke.

Irgendwie musste mal Abwechslung in den immer gleichen Tag ein, Tag aus Rhythmus.

Schon wirklich viele, viele Jahre wollte ich ein Long - John mein eigen nennen. Da ich ja gefühlt mein ganzes Leben schon Urlaub in Dänemark gemacht habe, sind diese tollen Lastenräder schon irgendwie immer in meiner Wahrnehmung da gewesen.

Die Mauer stand noch diverse Jahre als ich Dank meines damaligen Fahrradhändlers in Berlin meine erste Probefahrt mit solch einem Teil machen durfte. Damals noch mit 3 Gang Nabe und hydraulisch angesteuerter Trommelbremse.

Auch in Dänemark konnte ich schon hier und da solch ein Teil bewegen. Es hätte auch schon mehrfach die Möglichkeit gegeben ein "echtes" in Dänemark für recht kleines Geld zu erwerben. Aber auch Transporträder können Transportprobleme haben. Bringt so ein Teil mal nach Deutschland. Es ist ja nicht ganz so handlich.

Vor einigen Jahren ist dann ja noch das Bullitt als moderne Interpretation aufgetaucht. Gefiel mir auch auf Anhieb, nur der Preis nicht so recht. 

Nun hat mich diese nette kleine Virus Problem dazu gebracht, so die Nase voll zu haben das ich mal wieder ein wenig Abwechslung in mein Hirn zu bekommen wollte.

Zu der Zeit meines Bauvorhabens gab es schon diverse Lieferschwierigkeiten.

Nun baue ich schon über viele Jahre an Rad Selbstbauten und ich habe festgestellt das die Zeiten sich geändert haben.

Man kann inzwischen die unglaublichsten Dinge im WWW suchen, finden und bestellen.

Auch die Möglichkeit gebrauchte Teile aus den verschiedensten Quellen zu ziehen sind sehr hilfreich. 

 

Es füllten sich eine ganze Weile die Bäckerkisten mit Teilen bis soviel zusammen war das ich das Projekt Lastenrad DIY angehen konnte.

Die Bauzeit betrug etwa 6 Wochen. Natürlich nicht durchgehend. Neben Arbeit und dem alltäglichen Leben.


Die Tür der Ideen


 

 

 

 

 

Als Spenderrahmen konnte ich einen schönen Schauff Rahmen auftreiben. Das Rohr ist nicht zu speziell legiert. Die Geometrie fand ich sehr gefällig und solche Details wie die Sattelklemmung gegen die Belastungsrichtung gefielen mir auf Anhieb.

 

 

 

 

 

 

Am Anfang ging es ganz schön wackelig zu. Alles nur durch diverse Magneten zusammengehalten. Von Anfang an sich einen Wolf messen hat sich aber letztenends ausgezahlt.

Der vordere Rahmenteil entsteht nach und nach

Viele Schweißnähte später

So langsam nimmt es Formen an

Der vordere Querträger zur Probe

Es kommt Farbe ins Spiel

Anders als erwartet hat die gesamte Montage dann doch rund zwei Tage gedauert.

Ist halt doch was etwas mehr dran an so einem Rad

Erste Fahrt zum Raiffeisen. Futter für die Hühner kaufen. Das Gewicht ist gar kein Problem.  Spaß kommt auf wenn die Ladung beginnt sich zu bewegen.....

Skateboardtape sorgt für guten Grip. In der Bodenplatte sind Gewinde eingenietet die eine feste Verbindung unterschiedlicher Kisten ermöglichen. Verschiedene Kisten, jede für Ihren Zweck. Im täglichen Einsatz ist inzwischen eine Sichtlagerbox 600 x 400 mm für die ich eine LKW - Plane angefertigt habe. Auch bei starkem Regen absolut trocken. Herrlich!

Positionslampen rot /weiß. Über Akku betrieben. Unabhängig von der regulären Beleuchtung

Recht bald deutete sich an das ein Wechsel der Scheibenbremsen anstand.

Die Clarks Bremsen haben zwar zwei mechanische Kolben. Die Leistung ist aber nicht wirklich gut.

Ein wechsel auf mechanisch angesteuerte hydraulische Scheibenbremsen, brachte eine deutliche Verbesserung.

Da ich unbedingt Rennlenker mit Brems/Schaltgriffen fahren wollte ist eine hydraulische 10 - fach Variante schwer umzusetzen zu einem akzeptablen Preis.

Mit qualitativ guten Hüllen und Zügen bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden. Die Bremsen halten dem Einsatz im täglichen Straßenverkehr stand

Am Wahlsonntag hatte ich dann viel Glück vorm Wahllokal. Nicht nur das andere auch schöne Farben kennen, ich konnte mal meins gegen ein Bullitt direkt vergleichen. Ich bin zufrieden ;-)


Teile

Hier eine Übersicht der verbauten Teile:

 

- Nabe Shutter Precision  Dynamo PD-8 

- Felge vorn Andra 406-40 (schwarz)

  Speichen Sapim Strong mit Polyax Nippeln

- Felgenband Schwalbe HP

 

- Nabe Shimano XT 10-fach Nabe

- Felge hinten Andra 559-40 (schwarz)

  Speichen Sapim Strong mit Polyax Nippeln

- Felgenband Schwalbe HP

 

- Scheibenbremsen Clarks  180 / 160 mm

     inzwischen getauscht gegen X-tech

 

- Bremsscheiben Jagwire 180 / 160 mm

 

- Züge und Hüllen Jagwire für Bremse und Schaltung

 

- Schaltwerk Shimano XT 9-fach long cage RD-M771 (gebraucht)

- Umwerfer Sachs Quarz (gebraucht)

- Bremsschaltgriffe Shimano 105 10-fach ST-5600 (gebraucht)

- Kette KMC 10 fach X10SL

- Kassette SRAM 10 fach 40 - 12 (gebaucht NOS)

- Kurbel Shimano 105 Hollowtech II 50 - 38 FC-5600 (gebraucht)

 

- Pedale Time link Hybrid (A.T.A.C.) (gebraucht NOS)

 

- Steuersätze Ritchey 1 1/8 

    vorne Ahead mit Ahead Set Konus Klemme

    hinten Schraub

- Schaft XLC easy up , höhenverstellbar (gebraucht NOS)

- Vorbau Ritchey WCS Trail 100mm

- Lenker Ritchey VentureMax 44 cm

- Lenkerband Deda purple

 

- Scheinwerfer Bumm Lumotech IQ (gebraucht) inzwischen IQ X

- Rücklicht       Bumm line small Klarglas

- Kabel SON Coax (Reste)

 

- Schutzbleche SKS 50 mm breite, schwarz

 

- Gepäckträger Racktime light-it

 

- Reifen

- Conti Travel Contact (559 mm gebraucht)

- Schwalbe GT 365 (Herbst / Winter)

- Schwalbe Marathon Winter Plus (Winter Spikes) (559 mm gebraucht)

- Maxxis Hookworm ( nächster Sommer)

- Schwalbe Butylschlauch 406mm und 559mm

   Sclaverand Ventile

 

- Hupe AirZound Max (gebraucht)

- ne Klingel, Ahead Set Montage

 

- Flaschenhalter 2 Tacx Deva schwarz (gebaucht)

 

- Sattelstütze Schauff Patent (war beim Rahmen dabei)

 

- Sattel Gyes G2, honig farben

 

- Rückspiegel Bumm Cycle Star 2

- Lenkerendstopfen Supacaz StarPlugs (gebraucht)

 

 

 

 


Ende Dezember 2021 ist das Rad etwa ein halbes Jahr in Betrieb.

Das Lastenrad hat inzwischen rund 2500 Kilometer zurückgelegt. Gleich zu Beginn habe ich begonnen den täglichen Arbeitsweg mit dem Lastenrad zurückzulegen.

Das hat viele Kilometer der Erkenntnis gebracht. Inzwischen mache ich oft Halt auf dem Rückweg von der Arbeit und kaufe noch flott ein. Auch die Bekleidungsfrage in Herbst und Winter ist sehr entspannt. Man kann verschiedene Bekleidung unkompliziert mitnehmen und diese bleibt auch noch zuverlässig trocken. An Geschwindigkeit büßt man nicht viel ein im Alltagsverkehr. Gefühlt sind die Überholabstände der anderen Verkehrsteilnehmer etwas größer. Nach einiger Eingewöhnung lässt sich das Rad sehr präzise durch den Städtedschungel manövrieren. Auch die ein oder andere brenzlige Situation war dabei, wie bei anderen Rädern ja leider auch. Auch hier habe ich mich auf mein Lastenrad voll verlassen können.

 

Es gab nicht viel was ich bisher geändert habe.

Das erste Lenkerband taugte nichts.

Die vordere Lampe wurde gegen ein besseres Modell ausgetauscht. Die Ausleuchtung der Straße ist nun deutlich besser.

Ganz wichtig war das wechseln der Bremsen.

 

An der Lenkstange musste ich Unterlegscheiben wechseln.

Der Verschleiß der Nylon - Scheiben war recht hoch. Die jetzigen Scheiben sind verschleißfester. 

Zur Zeit versuche ich noch etwas mit Seitenwänden für die Ladefläche.

Es hat sich als gut erwiesen die Lastenfläche je nach Bedarf mit verschiedenen Kisten zu bestücken.

Je nach Einsatzbedarf.

Den Alltag, also die meiste Zeit, bestreite ich mit der Sichtlagerkiste samt Deckplane. Das funktioniert hervorragend.

 

Den Herbst mit rutschigem Laub und viel Regen habe ich sehr gut meistern können.

Als nächstes Abenteuer wartet vielleicht Glätte mit Spikes. Ich bin gespannt.

 

Bisher hat sich das ganze mehr als gelohnt. Ich hatte eine klare Idee warum ich Lastenrad fahren möchte und ich hatte auch schon früher eine Menge toller Anwendungen gesehen. Im Alltag sind noch viele praktische Momente hinzugekommen mit denen ich zuerst gar nicht gerechnet hätte.

Der Spaß überwiegt und der Alltagsnutzen ist riesig.

 

Ich freue mich auf das was da kommt!