Das Jahr 2006, der Führerschein war da, nun sollte es auch ein Motorrad werden.
Wieder einmal war der Wochenendteil der lokalen Zeitung hilfreich.
Ganz in der Nähe unserer damaligen Kreisstadt Wittlich stand eine Tenere im Kleinanzeigenteil.
Mit dem Verkäufer wurde ich mir recht schnell einig.
Die Frage bei den Jungs in der Klasse meiner Frau ergab : "Sag Deinem Mann mal, der soll nach Osann-Monzel fahren da sitzt so'n Schrauber mit auch so alten Kisten"
Der Tipp bahnte dann den Weg zu Rainer Blaschke. Eine Kleinigkeit die ich an meiner Tenere bis heute mag, ist dass sie der Beginn unserer Freundschaft war.
Solltet Ihr ein Motorradproblem im Großraum Eifel/Hunsrück haben fahrt nach Osann-Monzel zu Motorrad Blaschke.
In Sachen Motorrad, ist Rainer unschlagbar, wenn es um Zweiradgespanne geht, noch besser!!
Als erstes wollte ich ein paar neue Pneus. Die montierten Pirelli´s waren zwar die prinzipiell richtigen, fuhren sich aber wie ein Sack Nüsse.
Rainers erste Tat: Michelin Sirac
Inzwischen sind diese guten Reifen einem Satz Heidenau Scout gewichen.
Soll jeder für sich selbst entscheiden, ich bin glücklich damit.
Der Tenere kam nach knapp zwei Jahren problemlosem Serpentinen Hunsrück/Eifel - Gefahre das MZ Gespann in die Quere.
Gespanne haben auf mich eine ungleich größere Anziehungskraft.
Die Tenere fiel in einen Dornröschenschlaf.
35.000 Gespann-Kilometer in knapp 4 Jahren später, reifte in mir die Überlegung einer Ferntouren-Maschine.
Auch das Solo - Fahren hatte inzwischen wieder einen gewissen Reiz für mich bekommen.
Wie sich Dinge doch ändern.......
Wir schreiben das Jahr 2015 und da steht doch immer noch die Tenere. Mit den Jahren ist in mir auch vollends die Erkenntnis gereift, was für eine tolle Maschine ich da an Land gezogen habe.
Also frisch ans Werk!
Das Jahr '15 war ein recht ereignisreiches.
Das hat dazu geführt das Auffrischen und Umbauen dann mal eben locker ein dreiviertel Jahr gedauert haben.
Es brauchte bis fast in die Osterzeit 2016 um die Schrauberei zu vollenden.
Die Kleinanzeigen gewälzt.
Herausgekommen ist dabei ein schöner Buzzetti Hauptständer.
Passt schon ganz gut.
Fehlen noch Farbe und Federn.
Vielleicht noch eine kleine Bitte.
Wer bei sich noch die ABE für einen Buzzetti Hauptständer für die 3aj liegen hat erlöse mich bitte von der Sucherei.
Selbst der Hersteller hat keine Unterlagen mehr. Der Kontakt war zwar sehr freundlich, aber leider ohne Erfolg. Auch das suchen in einschlägigen Foren hat bisher keine Kopie der Unterlagen erbracht.
Was es bedarf ist die bundesweite Freunde - Einspannerei.
"Sag mal, Du hast doch da noch....."
Gesucht wird eine Feder in der richtigen Länge.
Gemessen in einer Dürener Werkstatt, bestellt im Erzgebirge, verbaut in Oldenburg.
Es lebe die Völkerfreundschaft!
Nun zieren meinen Hauptständer 2 schöne neue Simson Federn.
Im oberen Bild schon gut zu sehen, die neuen Fußrasten.
Diese sind aus einem Neuseeländischen Tenere - Forum und kommen aus Tschechien.
Wieder Geschäfte nach meinem Geschmack :-)
Ich habe diese hervorragend gefertigten Pegs dann nur noch um ein wenig "entschärft",
stilecht mit Heidenau Pneu - Hilfe.
Es sollte sich ein wenig was am Dekor ändern.
Ein erstes Gespräch bei "meinem" Copy - Shop ergab viele Ideen.
Die neue MRA - Windschutzscheibe sollte den bekannten Tuareg bekommen.
Mir drängt sich mehr und mehr der Gedanke auf, Zebra ist toll !
Die Michelin Sirac waren schon ein wenig in die Jahre gekommen. Nach einigem hin und her fiel die Entscheidung auf Heidenau Scout. Diese Reifen laufen zwar insgesamt lauter, hinterlassen allerdings bei mir ein sehr überzeugendes Gefühl.
Ein Kofferträger findet sich in Bayern.
Leider landet er im Poststreik.
Bis nach Bremen benötigt das Paket 2 Tage. Von Bremen bis Oldenburg 8 Wochen! Sauber.
Es passt fast alles auf Anhieb. Hurra! Die Blinker noch schnell verlegt, Voilà.
Zwei schicke Hepco Becker - Koffer mit dazu gehörendem Kofferträger.
Breite in nicht erweitertem Zustand 98 cm.
Auch ein Sturzbügel fand sich im Welt Weiten Netz.
Er hatte schon ein paar Blessuren und auch farblich bedurfte es einer Überholung.
Interessant ist, dass er schon mal überarbeitet wurde. Er hat zwei Befestigungspunkte am Rahmen was ihn steifer erscheinen lässt.
Der Original Träger scheint mir da nicht so schlüssig zu sein.
Mehrere Handgriffe und Farbschichten später war es dann soweit. Erste Anprobe!
Den alten Endtopf hielten nur noch ein paar Schweißpunkte auf ein paar älteren Schweißpunkten zusammen.
Dem Original Endtopf sagt man ja nach, dass er leistungsmäßig der beste gewesen sei und beim Rosten unschlagbar.
Leistung mag sein Rost kann ich mir gut vorstellen.
Nun sollte also ein neuer Endtopf her.
Die Entscheidung fiel auf einen Arrow. Schöne Mischung aus bezahlbar, e-Zulassung, nicht lauter und als Extra passt er ohne zusätzliche Dichtung.
Die Montage war sehr einfach. Alles passte auf Anhieb.
Die Tenere sollte einen Spannungsmesser, erhalten.
Dafür gibt es inzwischen sehr schöne kleine Fertigbauteile.
Da die Tenere immer mal wieder an LiMa- oder Laderegler - Problemen leidet, wollte ich ein Kontrollinstrument.
Hier auch schön zu sehen, der neue Anschluss für das Intercom unterhalb des Spannungsmessers.
Schon im Vorfeld hatte die Tenere einen Fahrradtacho.
Die Sigma Tachos lassen sich schön an Motorräder anpassen.
Den Signalgeber habe ich aus einem Fertigbauteil an eine widerstandsfähigere Leitung angelötet und mit einem selbst verschweissenden Schrumpfschlauch versiegelt.
Das ganze ist mit 2K-Kleber befestigt und wird auf der anderen Seite von einem Neodym - Magneten angesteuert, der in einer Inbusschraube sitzt.
Der neue Sigma-Tacho hat eine lustige Eigenschaft.
Er zeigt an wie viel Benzin man spart, wenn man das Fahrrad benutzt.
Kurz nachgedacht.......Moment mal :-)
Man hinterlegt den Faktor des Verbrauchs auf 100 KM.
Heißt aber auch im Umkehrschluss das mir der Tacho ungefähr anzeigt was die Tenere verbraucht.
Super Idee, macht den Tacho nur noch mehr nutzbarer am Motorrad.
Nett ist halt Uhrzeit, Temperatur, Teilstrecke....
Im Cockpit ist auch nach dem Umbau noch ein Garmin Quest zu finden.Während der Umbauarbeiten fand sich günstig eine Touratech - Halterung.Oberhalb des Auspuffs ist noch eine externe Antenne verbaut.
Zusätzlich habe ich einen trimmbaren Kompass verbaut. In Verbindung mit einer Karte immer noch eine sehr schöne Reiseform.
Für die Befestigung der Bremsleitung auf der Hinterradschwinge bedurfte es noch einer neuen Halterung.
Beim Umbau wollte ich unbedingt ein neue kräftigere Hupe und einen Nebelscheinwerfer installieren.
Um beides für die Fahrzeugelektrik verträglich zu gestalten habe ich mich entschieden Relais einzubauen. Der Aufbau wurde mit üblichen KFZ - Relais durchgeführt um im schlimmsten Falle mit Standartteilen Ersatz beschaffen zu können.
Hier das Zweiklang - Horn.
Die Hörner sind hintereinander angebracht um später unter den Tank zu passen.
Die beleuchteten Kippschalter für Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte.
Die Nebelschlussleuchte wird direkt über den Schalter angesteuert, da sie nur 2 W Leistung zieht.
Ein paar Beinschutzbleche schützen die Knie besser vor dem Auskühlen.
Der letzte Tag der Dänemark - Tour. Noch eben mal schnell tanken und dann gleich ab auf die Fähre Brunsbüttel - Cuxhaven. Das Tanken hat noch funktioniert. Mitten im Nichts (Busenwurth.....) wird mein Bein so wohlig warm. Ich schaue bei 100 Sachen auf der Landstraße an meinem Bein hinab und sehe meine Hose und den Stiefel vor heißem Öl nur so tropfen !!!
Blick in den Rückspiegel, Kupplung, Motor aus, ausrollen in den Randstreifen.
Puuuhhhh, was für ein Schreck. Es läuft Schwall artig die schwarze Suppe unten aus dem Motorrad. Das hätte auch anders ausgehen können.
Im totalen Nichts das Mobiltelefon raus und die Gelben Freunde mit der Plus-Mitgliedschaft angerufen.
Ja, da kommt dann einer. So in 1,5 Stunden oder so. Schauen sie mal das der sie sieht. 30 Grad im Schatten, nur leider kein Schatten.
Na ja. Pickup Service. O.K. der Typ ist nett, diskutiert auch gar nicht erst sondern meint nur: Dann fahren wir wohl nach Oldenburg. Die Fähre darf er mit seinem Fahrzeug nicht nehmen, also ab durch Hamburg. Abends sind wir dann mit der guten havarierten Tenere in Oldenburg. So eine Mischung aus gut und nicht :-)(
Das war der 25.05.2017
Es ist danach eine ganz schön große Pause hinzu gekommen. Das zweite Halbjahr 2017 war in vielerlei Hinsicht nicht so ganz meins. Es hat lange gebraucht viele Dinge zu sortieren. Beruflich habe ich mein Leben kurz danach noch einmal mächtig umgekrempelt und das hatte auch viele andere positive Folgen.
Ich habe so einige Justierungen in meinem Leben vorgenommen und es sind bestimmt nicht die letzten gewesen.
Mein Freund Frederik hatte so seinen Anteil daran das ich mich daran erinnerte das da ja noch die Tenere mit was auch immer in der Garage steht.
Lange Zeit hat mich alleine die Vorstellung was ich da so vorfinden würde dermaßen überwältigt das ich mich erst gar nicht ans Werk gemacht habe. Zu viel, Zu groß, wieder Stress .......
2021 ist vieles wieder voran gegangen. So auch der Wunsch die Tenere fit zu bekommen.
Es waren genau solche kleinen Späße die mich nicht haben Müde werden lassen endlich die Tenere wieder an den Start zu bekommen.
Es wird schließlich auf uns gewartet :-)
Ein Wochenende,
den Tank runter. Alles hat einen schönen Ölüberzug. Sämtliche Kühlrippen kleben voll Öl der ganze Block ist dunkel vor Öl.
Örks .......
Taschenlampe...... Aha !!!
Das hätte ich nie im Leben erwartet. Meine Phantasien reichten von geplatztem Zylinderkopf, defekte Ölleitungen, gerissener Ölkühler....... und dann:
Über den Auslassventilen hat sich eine Schraube los vibriert. Danach ist sie verschwunden. Der Deckel konnte sich lösen und öffnete den Weg fürs Öl ins Freie.
Ich kann es vor Glück kaum glauben. Schraube gesucht, Dichtung geprüft und gereinigt.Neue Schraube mit Loctite gesichert.
Teil eins, fertig.
O.K.
Alles auf Null.
Jetzt die Checkliste:
Öl komplett neu, es kommt bei 2,2 Litern im Kreislauf nur noch knapp 1 Liter raus. Der Rest ist noch in
Schleswig-Holstein. Was Öl inzwischen kostet ( ich dachte zuerst als Falschauspreisung. Man wird ja mal träumen dürfen)
Drehzahlmesser ist tot, jetzt fällt es mir wieder ein, Neue Welle rein.
Elektrik Check: der vordere Nebelscheinwerfer hatte sich gelöst: überarbeiten, Halterung geschweisst.
Bremsen: fest, rostig --> neue Scheiben, neue Dichtungen, neue Beläge
Cockpit: Radtacho erneuern, Thermometer und Spannungsanzeige überarbeiten, Kompass neu missweisen, Navi 20 Jahre alt, gegen 10 Jahre altes tauschen.
Rehoiler überprüfen, Leitung vom Signalgeber erneuert.
Tüv Check Liste durchgehen. Alles noch einmal durchschauen, viel kleines und Putzen, Putzen, Putzen
Es kling alles nach Finale .........
Es ist Ende Mai '22 und ich fahre mit der festen Überzeugung meine Hausaufgaben gemacht zu haben zur Prüfvereinigung meines Vertrauens.
Der Prüfer ist 'ne Wucht. Er ist korrekt aber sehr freundlich. Wir reden viel, er lässt sich alles erklären, wir suchen gemeinsam ABE Nummern. Alles prima...
Bleibt noch ne Frage über. Während meines Dornröschenschlafs hat sich doch irgendwas mit den Reifenfreigaben getan. In meiner Freundlichkeit habe ich natürlich gleich alle Freigaben von Heidenau dabei und denke mir noch nichts böses.
Nun zeigt sich das der Prüfer halt ein korrekter ist. Ihm fällt auf das mein Vorderrad 1,85 x 21 misst und nicht wie üblich 1.60 x 21. Dieses Maß gehört zum Nachfolgemodell ab Baujahr '90.
Seit 2006 fahre ich dieses Motorrad. Es war bei Händlern, ich hatte es unzählige Male in der Hand, diverse Plakettenprüfungen hat die Maschine ohne Mangel überstanden und nach 16 Jahren schaut einfach mal einer richtig hin. Krass !!!
Um doch noch eine Lösung in meinem Sinne zu finden stehen 4 Prüfer fast eine Stunde beieinander und überlegen was sie denn da wohl machen könnten. Am Ende heißt das Ergebnis: leider nichts, oder zumindest nicht viel.
Der GTÜ hat zwar einen Prozess gewonnen aber noch keinen Ingenieur auf dem Lehrgang gehabt um eine Einzelabnahme mit Gutachten durchzuführen. Die Herren erklären mir zwar sehr hilfsbereit welche Wege ich zu beschreiten habe, aber leider nicht bei Ihnen.
Ein bisschen Verwirrt nach Hause gekommen, Telefon in die Hand genommen, den TÜV angerufen. Dort ein super nettes Gespräch geführt und einen Termin vereinbart. Es ist Hochsaison.
Nächster Termin 10.06.22 12:30 Uhr. Der Prüfer ist pünktlich und schon im auf mich zukommen ruft er mir freundlich entgegen: Man, ne 89er Tenere! Mein Bruder hatte auch mal eine. Die ist ja toll !
Yeah, Jackpot
Er hört sich meine Geschichte an, freut sich über die rund zehn Seiten an Daten und Fakten die ich Ihm schon zurecht gesucht habe, macht ein paar Photos und verschwindet freundlich im Büro um meine Papiere fertig zu machen.
Es klingt alles nach Finale ......
Alles ist prima, alles. Nur eine Plakette darf er mir nicht zuteilen das muss die Stadt machen. Aber da machen sie eben nen Termin, nehmen ihr Kennzeichen mit hin und schon kann es losgehen, so der nette Prüfer.
Das Amt liegt 50 Meter vom TÜV entfernt, aber Dank moderner Viruszeiten kein Termin ohne Voranmeldung.
Mit immer mehr Papieren und fertigem TÜV in Papierform wieder nach Hause.
Rechner an, Termine bei der Stadt rausgesucht. Nächster machbarer Termin 30.06.22.
Für rund drei Stunden Aufwand, drei Tage im Raum von vier Wochen benötigt.
Um es kurz zu machen. Auch die Dame auf dem Amt war super.
Nett geschnackt und Kennzeichen mit neuer Plakette plus neuem Fahrzeugschein mit veränderter Eintragung mitgenommen. Alle Beteiligten waren nett und wie ich finde in meinem Sinne engagiert aber es hat mir fast den letzten Nerv gekostet und natürlich auch ein paar klitzekleine Euros....
Nun kann es endlich wieder losgehen
Jetzt war ich da, aber da fehlte ja die andere ;-(
Die ersten rund 500 Kilometer sind wieder gefahren
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